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Wildcamping – also das Übernachten in der Natur abseits von offiziellen Campingplätzen – ist für viele Outdoor-Enthusiasten der Inbegriff von Freiheit. Doch in Deutschland gibt es strenge Regeln und Vorschriften, die beachtet werden müssen. Dieser Blogartikel beleuchtet, was beim Wildcamping in Deutschland erlaubt ist und was nicht, und gibt hilfreiche Tipps, um das Abenteuer verantwortungsbewusst und legal zu gestalten.

Was ist Wildcamping?

Wildcamping in Deutschland bedeutet, ohne Erlaubnis in der freien Natur zu übernachten, oft abseits etablierter Campingplätze und inmitten unberührter Landschaften. Während diese Praxis in einigen Ländern, wie Norwegen oder Schweden, erlaubt ist, sind die Regelungen in Deutschland deutlich restriktiver.


Die rechtliche Situation in Deutschland

In Deutschland ist Wildcamping im Allgemeinen verboten. Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verbietet es, in der freien Natur, insbesondere in Wäldern, Naturschutzgebieten, Nationalparks und anderen geschützten Gebieten, ohne Erlaubnis zu campen. Die Hauptgründe dafür sind der Schutz der Natur, die Vermeidung von Verschmutzung und die Sicherstellung, dass Flora und Fauna nicht gestört werden.

Die Gesetze unterscheiden sich jedoch von Bundesland zu Bundesland, und auch auf lokaler Ebene können zusätzliche Regelungen gelten. In einigen Bundesländern gibt es strengere Regelungen als in anderen. Grundsätzlich gilt:

  • Nationalparks und Naturschutzgebiete: Hier ist das Wildcampen strengstens verboten. Diese Gebiete dienen dem Schutz seltener und gefährdeter Arten und Landschaften.
  • Wälder und Küsten: In Wäldern und an Küsten ist das Wildcampen ebenfalls nicht erlaubt. Hier können örtliche Förster und die Polizei Bußgelder verhängen, die zwischen 50 und mehreren Tausend Euro liegen können.
  • Privatgrundstücke: Das Campen auf Privatgrundstücken ist nur mit der ausdrücklichen Erlaubnis des Eigentümers erlaubt.

Was ist erlaubt? Die Grauzonen des Wildcampings

Trotz der strengen Regelungen gibt es einige Möglichkeiten, legal oder zumindest in einer Grauzone zu campen:

  • Biwakieren: Biwakieren bedeutet, ohne Zelt im Freien zu übernachten, beispielsweise in einem Schlafsack oder Biwaksack. Es gilt in vielen Regionen Deutschlands nicht als Camping und wird oft geduldet, sofern keine Spuren hinterlassen und keine geschützten Gebiete betreten werden. Biwakieren wird jedoch nur für eine Nacht toleriert und sollte in der Dämmerung begonnen und im Morgengrauen beendet werden.
  • Trekkingplätze: Einige Bundesländer wie Rheinland-Pfalz, Bayern, Brandenburg und Schleswig-Holstein bieten spezielle Trekkingplätze an. Diese Plätze sind einfach gehalten und ermöglichen es Wanderern, für eine Nacht zu zelten. Sie müssen im Voraus gebucht werden und bieten oft nur eine Feuerstelle und eine kleine Fläche für Zelte.
  • Auf Privatgrund mit Erlaubnis: Frag einen Landwirt oder Waldbesitzer, ob du auf seinem Land für eine Nacht campen darfst. Viele sind bereit, ihre Zustimmung zu geben, insbesondere wenn du höflich fragst und versprichst, keinen Müll zu hinterlassen.
  • Dachzelt oder Wohnmobil: Übernachten im Wohnmobil oder Auto an ausgewiesenen Stellplätzen ist eine weitere Alternative. Hier gelten oft weniger strenge Regeln, solange es sich nicht um ein Naturschutzgebiet handelt und die maximal erlaubte Parkdauer eingehalten wird.

Hilfreiche Tipps für verantwortungsvolles Wildcamping in Deutschland

Auch wenn das Wildcampen in Deutschland eingeschränkt ist, gibt es Wege, wie du verantwortungsbewusst und im Einklang mit der Natur übernachten kannst.

a. Planung und Vorbereitung

  • Recherche vorab: Informiere dich über die örtlichen Regelungen und Gesetze. Die Gesetzeslage kann sich je nach Bundesland und Gemeinde unterscheiden.
  • Wetterbedingungen: Überprüfe die Wettervorhersage, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Insbesondere bei Gewittergefahr ist Biwakieren oder Campen in der Nähe von Bäumen gefährlich.
  • Notfallplan: Habe einen Notfallplan, falls du unerwartet entdeckt oder gebeten wirst, den Ort zu verlassen.

b. Platzwahl

  • Weit abseits von Straßen und Wegen: Suche dir einen Platz, der weit entfernt von Straßen, Wanderwegen oder Häusern liegt, um möglichst ungestört zu bleiben.
  • Keine sensiblen Gebiete: Vermeide geschützte Gebiete wie Nationalparks, Naturschutzgebiete oder Trinkwasserschutzzonen.
  • Vermeide Auffälligkeit: Bleibe diskret und vermeide auffällige Zelte oder laute Geräusche. Je weniger Aufmerksamkeit du erregst, desto besser.

c. Respektiere die Natur

  • Keine Spuren hinterlassen: „Leave No Trace“ ist das wichtigste Motto. Nimm alles, was du mitgebracht hast, auch wieder mit, einschließlich Müll. Hinterlasse den Ort sauberer als du ihn vorgefunden hast.
  • Kein Feuer: Lagerfeuer sind in den meisten Regionen Deutschlands streng verboten. Nutze stattdessen einen Campingkocher und halte immer einen Feuerlöscher oder Wasser griffbereit.
  • Wasserschutz: Verwende nur biologisch abbaubare Seifen und halte Abstand zu Flüssen und Seen, um die Wasserqualität nicht zu beeinträchtigen.

d. Übernachtungstechniken

  • Nutze ein Biwak statt eines Zeltes: Ein Biwaksack ist leichter, weniger auffällig und wird oft eher geduldet als ein Zelt.
  • Vermeide Gruppen: Je mehr Leute, desto auffälliger. Wildcampen funktioniert am besten alleine oder in sehr kleinen Gruppen.
  • Früh aufstehen: Beginne das Campen bei Einbruch der Dunkelheit und packe früh am Morgen zusammen, um mögliche Konflikte zu vermeiden.

Alternativen zum Wildcampen

Wenn du das Abenteuer suchst, ohne die Gesetze zu brechen, gibt es in Deutschland zahlreiche legale Alternativen:

  • Campingplätze: Es gibt viele kleine, naturnahe Campingplätze, die sich hervorragend als Basislager für Outdoor-Abenteuer eignen.
  • Naturcampingplätze: Diese bieten einfache Einrichtungen in der Natur und sind oft weniger überlaufen als traditionelle Campingplätze.
  • Trekking-Camps: Viele Regionen bieten inzwischen spezielle Trekking-Camps an, die mitten in der Natur liegen und oft nur zu Fuß erreichbar sind.

Fazit: Verantwortungsvoll und bewusst campen

Wildcamping in Deutschland ist eine rechtliche Grauzone mit vielen Einschränkungen, aber auch Möglichkeiten, ein kleines Stück Abenteuer zu erleben. Mit der richtigen Vorbereitung, einem respektvollen Umgang mit der Natur und einer guten Kenntnis der lokalen Regeln kannst du dennoch in den Genuss von Übernachtungen unter freiem Himmel kommen, ohne die Umwelt zu schädigen oder in Konflikt mit dem Gesetz zu geraten.

Vergiss nie: Respektiere die Natur, hinterlasse keine Spuren und gehe rücksichtsvoll mit deiner Umgebung um. Denn nur so bleibt die Natur auch für zukünftige Abenteurer ein unberührtes Erlebnis.